Mindfuck XI: Weichgespülte Sprache

Ich denke, die Menschen sind empfindlicher geworden in den letzten Jahren. Aus der menschlichen Kommunikation ist in den letzten Jahren ein globales Ringelpietz mit Anfassen geworden. Eine klare Ansage wird heute oftmals als Beleidigung missverstanden. Streitkultur im herkoemmlichen Sinne gibt es heute nicht mehr. Wie kann man sich streiten, wenn die Worte in Watte gepackt werden muessen und der sprachliche Aschenbecher in Schaumstoff eingewickelt wird. In Firmen, der Politik,der öffentlichen Leben wird alles dem Kodex der political correctness untergeordnet, die Grad der Einhaltung dieses Kodex hat die Richtigkeit der Sachfrage längst als entscheidendes Kriterium im Diskurs abgeloest.
Wir sollten uns alle lieber rosa Blümchen an die Hemden nähen und anfangen uns mit Wattebaeuschen bewerfen. Und uns fragen, warum wir uns nicht mehr weiterentwickeln, wenn sich niemand traut, mit Emotionalität seine Ziele zu verfolgen und vorzutragen.
Der Schutz der Schwachen in einer Diskussion ist schon lange nicht mehr Ziel dieser Entwicklung, denn die Durchsetzung der political correctness in der Diskussion ist längst Mittel der Starken, sich gegenseitig in Schach zu halten. Political Correctness und das Kommunikationsritual sind zu einer fürchterlichen Waffe verkommen.
Wo sind wir angekommen, wenn ich mir von Freunden, Kollegen, Chefs, Familie und anderen wohlmeinenden Beratern anhören muss “Du hast ja recht, aber mit der der Art und Weise hast du dich ins Unrecht gesetzt”. Ist die Wahrheit unwahr, weil sie im Kettenhemd statt in Plüschpuschen vorgetragen wird. Wird Unsinn durch einen formvollendeten Vortrag wahr?
Die Frage, die ich mir stelle: Will ich weichgespült sein? Will ich weichgespült werden? Muss man unbedingt sich unbedingt dem Diktat der überritualisierten Sprache in einer überritualisierten Umgangsweise unterwerfen ?
Ich will kontrovers sein, ich will ordinär sein, ich will wehtun. Ich will das Salz in den Wunden jener Menschen sein, die sich hinter ihren Kommunikationsritualen verstecken, damit sie ihre Probleme nicht wahrnehmen müssen.