Datenmüllhalden

Es wird im Internet wieder geweint und zähnegeklappert: hier, hier oder hier.Wo ich doch vor einigen Tagen schon mal auf ein altes, aber gutes Sprichwort zu Sprechen gekommen bin, hier noch eins: “Wer Wind saeat, wird Sturm ernten”. Das gilt für viele Bereiche. Auch für die Vorratsdatenspeicherung bei Telekommunikationsdienstleistungen. Ich habe das Gefühl, das die Damen und Herren Politiker eine kleinen Wind erwarten, was da an Informationen auf sie zu kommt. Das ganze gleicht allerdings einem ausgewachsenen Hurrican. Alleine in Deutschland kommen pro Jahr solche Mengen von Daten zusammen, das man dort kaum verdachtsunabhängig irgendeine sinnvolle Information heraus generieren kann. Durchschnittswerte vielleicht. Nimmt man geklaute oder geklonte SIM-Karten, VoIP in einem IPSec-Tunnel und ähnliches mit in die Gleichung, kommt da ein riesiges Datengrab zustande, die wirklich nützlichen Informationen stehen da nicht drin. Es werden jede Menge Storagesysteme verkauft, dutzende an grossen Multiprozessor-SMP-Datacrunchern und ausser Spesen wird dann am Ende nichts gewesen sein. Irgendwann wird auf /dev/null umgeleitet, und keiner merkt es …
Aus dem Grunde mag ich auch die Hysterie nicht. Klar ist das ein eklatanter Angriff auf die Privatsphäre. Aber die Polizei schafft es nicht mal, ein eigenes aktuelles IT-System auf die Beine zu stellen, wo es nur um die Speicherung eines Bruchteils der Daten geht, die jetzt auf die Herren zukommen werden. Und ich habe mittlerweile ein sehr gutes Empfinden dafür, was in der IT möglich ist, und was nicht.
Hey, manche Probleme erledigen sich einfach dadurch, das ein Vorhaben in der Theorie gut aussieht, in der Praxis aber zu nix taugen. Oder hat bei euch schon mal die Kaufempfehlung bei Amazon oder iTMS zu einer wirklich guten Empfehlung gefuehrt ? Und der Algorithmus ist noch ziemlich einfach. Und herrgott, soll doch jemand wissen, das ich unanständige SMS an jemanden schreibe, soll er/sie sich doch meinetwegen dabei einen rubbeln. Das durchschnittliche Privatleben (also auch meins) ist ungefähr so interessant wie ein Testbild. Und für die interessanten Punkte gibt es Verschlüsselung und allerlei andere technische Finessen.
Mir geht da gerade eine Idee für einen Callobfuscator durch den Kopf, bei der jeder Polizeipräsident hinsichtlich der nötigen Rechtshilfeersuchen gleich sagt … “Tretet lieber die Tür ein und durchsucht den Schuppen, droht ruhig mit Folter. Das gibt weniger Ärger. Ich rede mal mit den Richtern”. Routet man halt ein Gespräch über Dutzende von Knoten - im befreundeten und nicht befreundeten Ausland - nach Zufallsmuster, verschlüsselt die Information und lässt zwischen den Knoten ständig Daten in Form von encodiertem Atmosphärenrauschen laufen, damit niemand erkennt, ob nun wirklich Nutzdaten fliessen oder nicht und zusätzlich eine zufällige Gesprächsweiterleitungsverzögerung. Jetzt laesst dann das Gespräch irgendwo wieder ins normale Telephonnetz fallen. Und nun erkläre mir jemand, wie man bei einem ausreichend hohen Gesprächsvolumen da noch feststellen will, wer wann mit wem gesprochen hat. Wie gesagt das ganze System der Vorratsdatenspeicherung ist in Zeiten des Internets witzlos.
PS: Ich stelle mal eine These auf …. die Telekommunikationsanbiete haben nur deswegen was dagegen, weil die Vaubees und Vauboesen der grossen Storageanbieter ob dieser Ankündigungen schon ihre Provisionen für die nächsten Jahre verplanen.