Von Memen, Meinungen und der Googlocracy

Der Weg durch die einzelnen Staatsformen war auch immer durch eine Veränderung der Kommunikation begleitet.
Vordemokratische Machtmonopole
Zur Zeiten des Mittelalters war es relativ unproblematisch, missliebige Investigatoren zügig dem Folterknecht zu überstellen. In Folge dessen, war es relativ einfach, Informationen zu unterdrücken. Ärger hat man im Grunde nur zu erwarten, wenn man es mit einem selbstimplantierenden Meme zu tun hatte:Wenn man hungert, die Familie hungert, die Nachbarn hungern, dann bedurfte es keiner Presse um im Land den Glauben zu festigen, das es ein Problem gibt. Deswegen haben sich die grossen Revolutionen auch alle an Punkten wie Hunger oder Steuern entzündet. Freiheit an sich war ein viel zu abstraktes Gut für die meisten Menschen, als das sich damit ein nennenswerter Umstürz hätte realisieren lassen.
Protodemoktratische und demokratische Macht- und Meinungsoligopole
Nungut, mit der fortschreitenden Demokratisierung wuchs auch die Rolle der Medien. Die ersten zaghaften Demokratisierungbemühungen folgte eine erste zaghafte Meinungsfreiheit. Anfangs noch sehr kontrolliert, heute findet sich bereits im Kleinanzeigenteil mehr Meinungsäusserung, als es zu Anfang der Demokratisierung für den Schreibenden gut gewesen wäre. Je demokratischer eine Gesellschaft wurde, desto wichtiger wurden die Medien. Potenziert wurde die Wirkung durch Fähigkeit Bilder, durch das Fernsehen sogar bewegte Bilder zu transportieren. Die Geschwindigkeit eines Memes nahm immer weiter zu. Da nun aber ein Machtoligopol auf ein Meinungoligopol traf war die Flussrichtung und die Art der Meme immer noch kontrollierbar . Irgendwann angefacht durch die Erfolge des investigativen Journalismus ging es sogar soweit, das ein Medium mit einer ab einem bestimmten Anteil an der Meinungsbildung den Machtoligarchien bestimmte Meme implantieren konnten, um so selber am Prozess der Machausübung teilzunehmen, ohne dazu ein Mandat zu besitzen. Nichts destotrotz gilt es noch als heeres Ideal der Presse, nicht Meinungen zu liefern sondern Informationen zur Meinungsbildung. Der Unterschied ist hier quasi nichtexistent. Da eine gefilterte Informationsdarlegung bereits eine Meinung darstellt. Bedeutungsverfall der Nationalstaaten
Jetzt schreiben wir das Jahr 2006. Ich will jetzt nicht den Abgesang auf die Nationalstaaten starten, aber demokratische Regierung verlieren mehr und mehr ihre Macht, je weitreichender der Aktionsradius des einzelnen regierten Individuums ist, je weitreichender die Verknüpfungen der wirtschaftlichen Einheiten über den Nationalstaat hinausreichen, desto weniger kann eine Regierung noch Gestaltungsspielraum haben. Die einzige Rolle, die eine nationalstaatliche Regierung in Zukunft noch haben kann, wird eine sicherheitspolitische sein. Bedeutungsverlust der Medien
Mit dem Bedeutungsverlust der Staaten geht aber auch ein Bedeutungsverlust der Medien einher. Umfassend durch die Redefreiheit in demokratischen Staaten geschützt, vermag der oder die Einzelne seine Meinung auch zu äussern. Das war zwar per se auch schon vorher so, bis vor einigen Jahren kollidierte dies aber mit dem Problem, das das Gesagte nicht gehört wurde. Die Sprache des Einzelnen reichte kaum über einen Kreis von vielleicht maximal 100 Menschen hinaus. Die Verbreitung eines Memes erfolgte somit sehr langsam. Oder besser gesagt, im Grunde garnicht: Die überwältigende Meinungsmacht der konventionellen Medien vermag spielend jedes Meme eines Einzelnen durch die pure Lautstärke eines Massenmediums in den Hintergrund drücken
Gleichzeitig vermochte, der einzelne nicht lauter zu sprechen, da die Medienunternehmen als Besitzer ihrer Massenmedien den Zugang zu Ihnen kontrollieren. Die Gatekeeperfunktion der Medien ist aus meiner Sicht eher ein Instrument der Meinungskontrolle, denn der Überwachung der Qualität. Doch was wäre, wenn ein freier Zugang zu einem Medium bestehen würde, das die Übertragung von Memen jedem Menschen öffnen würde ? 1989 - Das Jahr in dem alles seinen Anfang nahm
1989 war das Jahr, in dem dieses Medium geschaffen worden ist, das Medium das alles ändern wird. Ich möchte jetzt gar nicht darauf hinaus, das die Blogosphaere alles beherrschen wird. Das wird nicht der Fall sein. Dazu sind viele Weblogs einfach nicht geeignet. Nicht mal wegen mangelnder Qualität. Aber viele Weblogs sind schlichtweg einfach nur, für die man sie geschaffen hat. Tagebücher für Menschen mit einer gehörigen Portion Exibitionismus. Aber das Web an sich und als ganzes stellt einen Ozean aus Memen dar, in der Form von Text, in der Form von Musik, in der Form von Video. Viele Meme sind tief verborgen. So wie früher. Doch das Web gibt jedem Meme die gleiche Chance gehört zu werden. Alles ist möglich. Eine Meme kann morgen schon von einer Vielzahl von Menschen gelesen werden, eine kritische Masse erreichen, und die Welt verändern. Es kann aber auch im Ozean untergehen. Alles was es braucht was ein Meme braucht, um seinen Weg zu nehmen, ist ein Link. Googlocracy
Eine zentrales Element der zukünftigen Meinungsbildung werden nicht mehr Medien sein, sondern die Symbiose zwischen Contentlieferanten und Google. Es ist zwar immer noch die Frage, ob Algorithmen von elektronischen Schafen traeumen, aber das Suchergebnis von Google beeinflusst direkt die Meinungsbildung von Menschen. Das Suchergebnis an sich stellt schon ein Meme dar, da es die eine Darstellung der vorherrschenden Meme ist. Dafür sorgt der Pagerank als beurteilendes Kriterium. Je mehr Menschen ein Meme vertreten und somit verlinken, desto wahrscheinlicher ist es, das es an die Spitze der Suchergebnisse gelangt. Kaum jemand betrachtet wirklich die Suchergebnisse auf den letzten Seiten, jene Meme werden kaum wahrgenommen. Bis in die letzte Konsequenz gedacht, bedeutet dies, das in Zukunft nicht entscheidend ist, ob ich eine Zeitung besitze, einen Fernsehsender zu lenken vermag.oder eine mächtige Lobbyorganisation bin. Am Ende entscheidet der Googlerank, wieviel die mir eigenen Meme zu bewegen vermögen. Und die Zukunft?
Wir sind erst am Anfang der Entwicklung, vielleicht gerade bei Modell T um ein Bild aus der Automobilbranche zu nutzen. Es gibt auch in den reichen Ländern viele Menschen, die nicht Teil des Internets sind (in Wahrheit ist das Internet ein Network of people und nicht ein Network of things). Das wird sich ändern. Binnen 10 Jahren werden wir das Handy als veraltete Technolgie ansehen. Man stelle sich ein Gerät vor, mit dem man überall und zu jeder Zeit Content erzeugen kann, automatisch getagt mit GPS, Google Earth 4D als Navigationsinstrument, das vielfach weiterentwickelte Photohandy als Terminal zu einer “augumented Reality”, das die echte Welt mit dem Content verbindet. Quasi der Ort als Suchkriterium.
Aus dem Contentozean ist dann ein Contentuniversum geworden. Und die Massenmedien, wie wir sie heute kennen, werden nur noch alternde verblassende Sterne sein, die in der Menge untergehen werden.