Bahnh?

Ich mag Bahnhoefe. Grosse Bahnhoefe. Hauptbahnhoefe. Nicht jene kleinen, die von der Bahn soweit runtergewirtschaftet worden sind, das dort nunmehr nur noch ein Wartehaeusschen steht, der nur dazu geeignet ist, den Fahrkartenautomaten vor Regen zu sch?n, damit aber nahezu ausgef? ist. Nein, ich meine schon so etwas in der Art wie den Hamburger Hauptbahnhof.
Da zum einen der Hauptbahnhof in Laufentfernung (oder genauer, ich muss durch den Bahnhof laufen) zu meinem pr?rierten Buchladen, Haarscherer und Kaffeekocher liegt und ich andererseits recht haeufig mit der Bahn unterwegs bin, bin ich zumindestens ein oder zweimal die Woche dort.
Zum einen ist so ein Bahnhof die ideale Projektionsflaeche f?ernweh, wenn man zu der Gruppe von Menschen geh? die unter doch sehr grosser Flugangst leiden. Mich st?es nur wenig, das die Ziele nicht ganz so gut klingen wie auf der Klappertafel des Frankfurter Flughafens. Sydney, Singapur und San Francisco klingen einfach besser als M?en, Bad Oldesloe und Koblenz. Die Ziele sind ein wenig kontinentaler, wenn man sich nicht ins Flugzeug traut.
Der eigentliche Grund, warum ich gerne auf Bahnh? bin, sind die Menschen. Es muss mit meinem Studium zusammenh?en, das ich die Menschen beobachte. Nicht pers?ch den einzelnen Mensch, eher das Bild aus 10 Metern H?Ich hasse dieses rastlose Nichtbemerken und staendige Merkbefreiung f?ie Dinge um uns herum, die uns zunehmend umgibt. Wahrscheinlich mag ich das mit dem gleichen Hintergedanken wie Bartleby in Dogma (Ich meine den Film und nicht jenen pseudointellektuellen dilettantischen Minimalismus aus Daenemark). Die Menschen sind auf den Transitstationen nach Irgendwohin so, nunja, natuerlich. Ich kann zwar nicht sehen, ob irgendwer irgendwen betrogen hat, aber eine ganze Menge von kleinen Dingen sieht man schon:
Das L?eln jener Menschen, die auf jemanden zulaufen, der gerade aus dem Zug gestiegen ist. Aber auch der teilnahmslose, manchmal traurige Blich jener Menschen, auf die anscheinend niemand gewartet hat. Der suchende Blick … mit dem Gedanken wo er oder sie als Reisebegleitung oder Empfangskomitee nun bleibt und jemand mit vielen Koffern bepackt aber mit Kaffeebecher und Br?ent?auf diese Person zugeht, aber nicht bemerkt wird, weil irgendwas anderes in der entgegengesetzten Richtung gerade die Aufmerksamkeit erlangt hat. Der gehetzte Blick von Menschen, an deren Reiseziel nur Arbeit wartet. Die Tr?n im Gesicht, wenn man gerade jemanden verabschieden musste, den man nicht fort lassen wollte.
Und man selbst steht mitten drin, und weiss, das man jede einzelne dieser Empfindungen irgendwo auf diesem oder einen anderen Bahnhof schon selber versp?hat.